Die Ziele der Bürgergenossenschaft

Die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt eG hat sich zur Aufgabe gemacht, aktiv die Stadt mit zu gestalten.

Hann. Münden ist die südlichste Stadt Niedersachsens mit etwa 25.000 Einwohnern. Ihre historische Altstadt mit über 500 Fachwerkhäusern aus allen Bauepochen seit dem Spätmittelalter bildet ein einzigartiges Flächendenkmal. Wie in vergleichbaren anderen Mittelzentren wird das Stadtbild durch einen erkennbaren Leerstand geprägt, der u. a. durch „Bevölkerungsrückgang, Strukturwandel im Einzelhandel, stagnierende Grundstückspreise und gestiegene Ansprüche an den Wohnungsstandard und das Wohnumfeld bedingt ist. Nach ersten Erfolgen bei der Stadtsanierung seit den 1970er Jahren verstärkte sich Mitte der 1990er Jahre der Leerstand erneut. Die Stadt selbst konnte einerseits wegen ihrer Finanznot nur begrenzt tätig werden und verärgerte andererseits sanierungswillige Eigentümer durch ihre Anforderungen. Darüber hinaus konnte sie aufgrund ihrer Finanzlage trotz vorhandener rechtlicher Instrumente kaum etwas gegen Leerstandseigentümer unternehmen.

Am 14. Februar 2013 fanden sich im Rittersaal des Schlosses in Hann. Münden 220 Bürgerinnen und Bürger der Stadt zusammen. 173 von ihnen gründeten eine Bürgergenossenschaft mit dem Ziel, die einmalige Altstadt Hann. Mündens zu erhalten und zu revitalisieren. Die Organisationsform der Genossenschaft wurde gewählt, weil einerseits durch den Erwerb von Anteilen ein Grundstock an Kapital für den Kauf einer Immobilie gebildet wurde, andererseits die Anteilseigner durch das Miteigentum eine persönliche, innere Bindung zum Gebäude aufbauen konnten. Als Gründungskapital wurden 350 Anteile à 100 Euro gezeichnet. Der genossenschaftliche Gedanke als konstituierendes Element charakterisiert die aus der Bürgergenossenschaft entstandene zutiefst demokratische Gemeinschaft. Jedes Mitglied – ob nun Eigner eines Anteils oder von fünfzig Anteilen – besitzt eine Stimme. Aktuell besitzt die Bürgergenossenschaft 324 Mitglieder, die rund 1.000 Anteile halten.

Für den Erfolg der Bürgergenossenschaft ist prägend, dass der Gründungsgedanke nicht an eine abstrakte Intention, sondern an ein konkretes Ziel geknüpft war: die weitgehend durch das ehrenamtliche Engagement der Bürgergenossen erarbeitete Sanierung des Hauses Speckstraße 7 als erstes Projekt. Die gemeinsame Arbeit – die Verkäuferin schuftete neben dem Kriminalbeamten, der Gärtner neben dem Denkmalpfleger, die Journalistin neben dem Hotelier – mündete in einem unvergleichlichen Gemeinschaftserlebnis, das das Leben in der Stadt nachhaltig veränderte. Von zwei Wissenschaftlerinnen, die die Arbeit der Bürgergenossenschaft von Beginn an ideell begleiteten, wurde auf die „Kühnheit“, ja: „Verwegenheit“ des Projekts hingewiesen.